Abfahrt auf Gleis 13

Zu Besuch beim Modelleisenbahn Club MCM 70 in Mainz

Club MCM 70

Ein Zuhause gefunden

Original im Maßstab H0 (1:87) – das Zuhause der Modellbahnfreunde steht maßstabsgetreu im Miniaturformat auf der Eisenbahnanlage. Bereits 1934 ging der Wagen bei der deutschen Reichsbahn in Betrieb. 1971 ausgemustert und auf Umwegen in den Besitz des „Modellbahn-Clubs Mainz 70“ (MCM) geraten, steht der umfunktionierte Wagen heute auf Gleis 13 des Mainzer Hauptbahnhofs. Dort zeigt er sich mehrmals im Jahr von seiner besten Seite. Dabei war der Weg des Wagens zu den Modellbahnfreunden ein Weg voller Weichen, Kreuzungen und roten Signalen. Der MCM Mainz kann sich glücklich schätzen, in modernen Zeiten genügend Nachwuchs zu finden, der sich für ein solch klassisches Hobby begeistern kann.

Clubheim

Eintauchen in eine andere Welt

Komplett umgebaut, mit Clubheim und großer Clubanlage im Inneren, ist der Wagen ein wahres Schmuckstück, das man voraussichtlich in Deutschland selten so noch einmal findet. Dies muss auch gepflegt werden.

Dafür gibt es jeden Donnerstag ein Bastlertreff. Bei diesen Terminen arbeitet der Club nicht nur an der Anlage selbst, sondern auch am Wagen, welcher das Heim des Clubs ist. Und bereits hier wird den Jüngsten im Club großes Vertrauen geschenkt. Sebastian, Dominic und die anderen Jungs müssen voll mit anpacken.

Mitglieder

Gemeinsam etwas erreichen!

Es klickt, es rattert. Nicht nur der Geruch des alten Wagens gibt dieser Atmosphäre besonderen Charme. Eine ganz besondere Stimmung kommt auch von den Mitgliedern. Man fühlt, dass hier Menschen mit Vision und Hingabe eine Leidenschaft teilen.

Dieser Zusammenhalt ist spürbar. Und sichtbar: Wie von Geisterhand schalten sich Signale und Weichen auf der Anlage um. Als Betrachter kann man nur staunen und den Hut vor solch einer Arbeit ziehen.

Präsident

Mehr als nur ein Hobby

Und da ist sie wieder. Die 103 in roter Farbgebung kommt pünktlich zum Halt aus dem Tunnel gefahren. "Die Gleiswendel haben etwas mehr Steigung als eigentlich gut ist, da muss man der Lok auch etwas Zeit geben“, erklärt Dominic (Foto).

Er kennt jeden Zentimeter der Club-Anlage. Mit gerade mal 27 ist der Präsident des Clubs nicht nur fit in Elektro- und Anlagentechnik. Nein, er verfolgt sogar ein Hobby, welches viele seiner Altersgenossen nicht mal mehr kennen: Modelleisenbahn und Modellbau.

Verantwortung

Erfahrung teilen

Auf Gleis 13 werden auch die Jüngeren in die Verantwortung genommen. Den Jungs stehen auch die erfahrenen Mitglieder bei kniffligen Themen zur Seite. „Erfahrungen müssen auch geteilt werden“, sagt der alte Hase Hans-Peter und ergänzt: „Das ist mein Ziehsohn“. Dabei lächelt er zufrieden und klopft Dominic auf die Schulter.

Voller Einsatz

Liebe zum Detail

„Wir müssen noch einmal den Reinigungswagen drüber schicken“ ruft Sebastian von hinten. „Ja, du hast recht, und im unteren Teil auch.“ Sebastian und Dominic haben die Anlage im Griff. Auch dann, wenn die Alteingesessenen gemütlich vor dem Wagen sitzen. Das Vertrauen haben sie allemal.

Und mit großer Leidenschaft und Liebe zum Detail bauen die Jungs auch große Sachen. Und dann merkt man doch: Es gibt mehr als nur Smartphones und die Online-Welt für die jüngere Generation.

Nachwuchs

Engagiert

Sebastian ist mit 14 Jahren jüngstes Mitglied, voll integriert und engagiert dabei. Nicht unbedingt normal, aber darauf ist Sebastian stolz. Andere Jungs in seinem Alter sitzen da lieber vor der Konsole. Und man hört heraus, wie viel Spaß der Teenager mit seinen Tätigkeiten im Club hat.

„Ich bin im Untergrund tätig.“

Es ist nicht zu unterschätzen, wie wichtig die Aufgabe des jungen Modellbahners ist. Dies wissen auch die älteren Mitglieder im Club, die froh sind, dass Nachwuchs vorhanden ist. Das wird dann gerne mit einem kühlen Getränk an heißen Tagen gefeiert.

Anlage

Das Mini-Rheinland

Mit über 300 Metern Gleisnetz durch das Miniatur-Rheinland. Ein Kleinstadtbahnhof und Umgebung, mit regem Reise- und Güterzugverkehr in einer ländlichen Gegend, getreu nach dem Anlagen-Thema, Rhein- und Mosellandschaft.

Hier tummeln sich nicht nur moderne Eisenbahnen, auch Klassiker drehen munter ihre Runden auf der Anlage. Zusätzlich befinden sich im unteren Anlagenteil neben dem Abstellbahnhof weitere 120 Meter Gleisnetz.

Überblick

Alles hat seine Ordnung

Jedes Signal, jede Weiche, jedes Licht muss nicht nur mit Strom versorgt, sondern auch angesteuert werden. Im Untergrund fließen alle Kabel zusammen.

Die Jungs und Männer im Club behalten trotz der vielen Kabel den Überblick. Im vermeintlichen Chaos ist jedes Kabel beschriftet und seiner Funktion zugeordnet. So kann im Störungsfall fast jeder Fehler einigermaßen schnell gefunden werden.

Großumbau

Ein Clubheim entsteht

Der „Antrag auf Beschaffung eines ausgemusterten Reisezugwagens“ wurde am 26. Mai 1971 bei der Stiftung Bahn-Sozialwerk (BSW) gestellt. Bevor mit dem Bau einer Modellbahn begonnen werden konnte, musste der Wagen nicht nur im Innenraum aufwendig hergerichtet werden.

Der Wagen hatte seinerzeit noch alle Sitze und Gepäcknetze, die als erstes ausgebaut wurden. Auch eine Zwischenwand wurde von den Mitgliedern versetzt. Heute tobt das Clubgeschehen in einem gemütlichen Vorraum mit Küche. Den Rest des Wagens nimmt die Anlage ein.

Finanzierung

Eine glorreiche Idee

Während die Club-Mitglieder regelmäßig auf der Suche nach finanziellen Polstern für die Club-Kasse sind, kamen sie in den Anfangsjahren auf eine glorreiche Idee: Um Geld in die knappe Kasse zu bekommen, wurden Anlagenteile oder Häuser symbolisch verkauft oder versteigert.

Die verkauften Anlagenteile blieben im Besitz des Clubs. Das so gesammelte Geld konnte in Anlage und Clubaktivitäten gesteckt werden.

Eine Multimedia-Reportage von

Die Multimedia-Reportage der Studenten Jens Friederich und André Thies entstand im Studiengang Medien, IT & Management der Hochschule Mainz im Seminar „Interactive Storytelling“ von Robert Wenkemann.

Copyright:
Alle Texte, Fotos und Videos sind von den Studierenden in Eigenproduktion erstellt worden.
Verwendung sämtlicher Inhalte nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren.
Vielen Dank an den Modellbahn-Club Mainz 70. © Juni 2017